Mehr zufällig wird bekannt, wie und wann Ortschaften, Dörfer oder Städte gegründet wurden oder wie sie entstanden sind. Und genau so zufällig sind manche Dörfer und Städte irgendwann öffentlich genannt, ihr Bestehen beurkundet. Eine gefälschte Urkunde aus dem Jahr 952 ist der erste Beweis dafür, daß Hattorf schon mehr als 1000 Jahre existiert. Diese Urkunde ist als Fälschung bekannt, und doch erbringt und sichert sie den Nachweis der Hattorfer Existenz aus dieser Zeit. Eifrige Mönche hatten mit der Fälschung versucht, dem Kloster Pöhlde und der Kirche geschenkte Besitztümer zu sichern, und später erkannte Kaiser Rudolf I. diese Schenkungen an und bestätigte damit indirekt auch das Bestehen von Hattorf im Jahre 952. Die Jahreszahl auf einer Urkunde sagt aber nichts aus über die Geschichte des Dorfes oder Stadt, über ein Leben in dieser Gemeinschaft. Nur sehr selten gibt es Aufzeichnungen, aus denen sich lückenlos das Leben in den früheren Jahrhunderten zurückverfolgen läßt. Das Schicksal der Menschen dieser Gemeinschaft bleibt im Dunkeln, ist nur bruchstückhaft beleuchtet, und so erhalten wir auch nur lückenhaft Einblick in das Leben unserer Vorfahren. Mit Sicherheit streiften schon mehr 10000 Jahre vor Christus Menschen in unserem Raum umher. Funde aus der Altsteinzeit in und bei der Steinkirche in Scharzfeld belegen dies. Funde aus der jüngeren Bronzezeit im engeren Umfeld unserer Gemeinde, so die Hünengräber im Rotenberg beiderseits des Fastweges oder das Steinkistengrab in der Hattorfer Flur (östlich von Hattorf bei den sog. Fuchslöchern) deuten auf eine frühe Besiedlung (500 bis 800 Jahre v. Chr.) dieses Raumes hin. Zwei 1973 in der Hattorfer Feldmark gefundene bronzene Hakenspiralen unterstreichen die Vermutungen. Die Hakenspiralen sind im Heimatmuseum der Stadt Osterode zu besichtigen. Die Siedlung Hattorf, früher auch Harttorpe, Hattorp oder Hattorpp genannt und geschrieben, liegt am Fuße des Rotenberges auf nördlicher Seite. Das Harzflüßchen Sieber, bei Hochwasser und besonders nach der Schneeschmelze ein reißender Fluß, mündet hier in die Oder. Hattorf lag besonders verkehrsgünstig, und in früheren Jahren führte einer der bedeutenden Wege aus Süddeutschland kommend Richtung Osterode (Kornmagazin) und Oberharz über Hattorf. Gleichzeitig verlief die alte Heerstraße Richtung Nordhausen unweit Hattorfs, eine Vorraussetzung für eine günstige Entwicklung, aber auch für Gefahren: Das Dorf war oft ein leicht erreichbares Ziel für Kriegsheere, plündernde Marodeure und Räuberbanden. Im 13. Jahrhundert wird Hattorf erneut mehrere Male urkundlich erwähnt: Das Adelsgeschlecht "von Hattorf" wird genannt und auch einen Hinweis auf eine Kirche gibt es. Das Grabendorf wurde zuerst besiedelt und ist somit vermutlich der älteste Ortsteil von Hattorf. In diesem am höchsten gelegenen Gebiet waren die Siedler vor dem Hochwasser der Sieber und Oder relativ sicher. Das Grabendorf und die umliegenden Straßen liegen in einer Höhe von durchschnittlich 180m NN, die Kirche sogar auf einer Höhe von 190m NN. Das Gebiet war weit genug entfernt vom Überschwemmungsgebiet von Sieber und Oder, gleichzeitig aber nahe genug am lebenswichtigen Wasser gelegen. Das Grabendorf erstreckte sich etwa von der Oberen (Schwachheimschen) Mühle nach Süden bis in den Pfarrwinkel und von der Mitte des jetzigen Friedhofs nach Westen bis etwa zur Schäfergasse. Das Grabendorf wurde, wie schon der Name sagt, von einem noch heute an mehreren Stellen sichtbaren Graben, dem Knickgraben, eingeschlossen. Innerhalb dieses Gebietes, das von der Heerstraße durchschnitten wurde, lagen die Burg und später die Wirtschaftsgebäude der Domäne, die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule und die Obere Mühle.
Auszüge aus dem Buch "Hattorf am Harz - Beiträge zur Ortsgeschichte" Herausgegeben von der Gemeinde Hattorf am Harz Mecke Druck und Verlag - ISBN 3-932752-88-0 |