In der Gemarkung von Hattorf finden sich eine Anzahl von Stellen, die man zum Teil vor einigen Jahren noch als Überreste verlassener Ortschaften erkennen konnte. Aus alten Aufzeichnungen kann man heute mit ziemlicher Sicherheit die Lage dieser Wüstungen lokalisieren. Aus welchem Grunde die Wüstungen aufgegeben worden sind, ist nicht in jedem Einzelfall nachzuweisen. Der Volksmund gibt auch heute noch dem Dreißigjährigen Krieg die Schuld am Wüstwerden vieler Siedlungen unseres Gebietes. Diese Theorie kann man jedoch nicht aufrecht erhalten, denn es ist erwiesen, daß viele dieser Orte bei Ausbruch des Krieges bereits nicht mehr existierten. Nach urkundlichen Mitteilungen und dem Befund aufgelesener Keramik begann der Prozeß der Wüstwerdung gegen Ende des 13. Jahrhunderts und dauerte bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Gründe für das Wüstwerden von Siedlungen waren vielfältig. Klostergründungen, bei denen Klöster ganze Orte aufkauften, Seuchen und Katastrophen, die ständigen Fehden während des 14. und 15. Jahrhunderts sind nur einige davon. In der näheren Umgebung von Hattorf sind als Wüstungen bekannt:
Die Wüstung Barckefeld liegt südöstlich von Hattorf zwischen Rotenberg und Oder. Der Hattorfer Pastor und Chronist Heinrich Georg Soltmann berichtete in seiner Chronik darüber, daß Steine des alten Kirchturms dieser Wüstung zum Straßenbau im Rotenberg verwendet wurden. Diese Wüstung bestand als Siedlung bereits, als Hattorf zum ersten Mal namentlich erwähnt wurde, denn der Ort wird in der sogenannten Stiftungsurkunde ebenfalls erwähnt. In einer Urkunde vom 10. März 1577 wird Barckefeld bereits als Wüstung bezeichnet. Soltmann glaubte 1819 noch die drei Felder Barckefelds unterscheiden zu können und bezeichnete sie als Stein- oder Steyefeld, Obergsfeld und Bleekfeld. Nach seinen Angaben sind in dem Dorf die noch heute in Hattorf existierenden Familien Wolter, Kirchhoff und Barke ansässig gewesen. Fahrenbruch oder Vahrenbroyck wird in einer Urkunde vom 17. März 1337 ebenfalls als Dorf in der Nähe von Herzberg erwähnt. Ebenfalls wird das Dorf in Urkunden aus den Jahren 1260, 1276 und 1300. Die top. L.A. des Kurfürstentums Hannover, Blatt Katlenburg von 1764 - 1786 verzeichnet zwischen Rotenberg und Oder die Wiesen "Im Fahrenbruch" und "Fahrenbruch kgl. Privative Forst". Südlich von Hattorf gibt es die Flurbezeichnung "Kluskirche". Die Reste der Kirchenruine und die Mauern des kleinen Friedhofs sind nach mündlichen Berichten Hattorfer Einwohner 1897 der Verkoppelung zum Opfer gefallen. Oh oder Oy ist bereits 1148 erstmalig in einer Urkunde erwähnt. Die Wüstung konnte bisher nicht eindeutig lokalisiert werden. Vermutlich lag es in der Umgebung des Auekruges zwischen Pöhlde und Hattorf. Nach Prof. Jürgen Udolph (Die Ortsnamen des Landkreises Osterode) bedeutet Oh oder Oy Winkel/Ecke meist mit Quelle. Die beiden Rode werden in der Urkunde vom 17. März 1337 erwähnt. Die beiden Dörfer Obernrode (das obere Rode) und Neddernrode (das niedere Rode) lagen westlich von Hattorf in der Nähe der nach ihnen benannten Rödermühle. Von der Nicolaikapelle des Dorfes waren noch 1734 Ruinen zu sehen. Über Neddernrode berichtete Pastor Soltmann, daß man auch 1827 in der Nähe der Rödermühle viele der ehemaligen Baustellen noch vom übrigen Ackerland deutlich unterscheiden konnte. Nach dem Güterverzeichnis der St. Nicolai-Kapelle von 1734 waren dort sechs Lehnsmeierhöfe und mehrere Kothstellen vorhanden. Reste der Nicolai-Kapelle waren aber auch 1827 nicht mehr zu sehen. Nach Soltmann stammen aus den beiden Rode die Familien Beushausen, Barke, Klaproth, Wode, Ohnesorge und Thiele. Die Wüstungen Krucker, Roitzhausen und Dreischhaus liegen heute am Rande der Gemarkung von Hattorf. Das Dorf Krucker wird 1286 erstmals in einer Urkunde des Grafen Heidenreich von Lutterberg erwähnt. Der Ort soll zwischen Krücker und Rickes-Berg gelegen haben. Roitzhausen wird 1399 als Rotishausen erwähnt. Die Wüstung liegt etwa 2,5km nordwestlich von Gieboldehausen im Rotenberg. Über Dreischhaus sind keine Nachrichten erhalten geblieben. Die Siedlung wurde aufgegeben und die Bewohner zogen vermutlich nach Gieboldehausen. Dreischhaus soll ebenfalls im Rotenberg östlich von Gieboldehausen gelegen haben und ist noch auf der Karte der Preußischen Landesaufnahme von 1908 eingezeichnet. Über ein Klapperode oder Clapperode ist aus mündlichen Überlieferungen nichts bekannt. Es ist in früheren Aufzeichnungen der Ortsgeschichte auch nicht erwähnt. Nach Udolph (Die Ortsnamen des Landkreises Osterode) hat die Siedlung südlich von Hattorf zwischen Hattorf und Rotenberg gelegen. Die Kluskirche könnte zu dieser Siedlung gehört haben.
Auszüge aus dem Buch "Hattorf am Harz - Beiträge zur Ortsgeschichte" Herausgegeben von der Gemeinde Hattorf am Harz Mecke Druck und Verlag - ISBN 3-932752-88-0 |